Wie du klassische Bewerbungsfehler vermeidest

Interview mit Simone Stargardt, Unternehmerin und Personalexpertin

Viele Bewerbungsfehler sind vermeidbar.
Gewusst wie: Nur wer Bewerbungsfehler kennt, kann sie vermeiden.

Simone Stargardt arbeitete im mittleren Management, ehe sie sich mit 24 Jahren selbständig machte. Die Geschäftsführerin der Weiterbildungsakademie carriere & more in Stuttgart ist Expertin für modernes Personalmanagement. Wir haben sie gefragt, welche Fehler du bei einer Bewerbung vermeiden solltest.

Frau Stargardt, wissen Sie aus Ihrer Erfahrung von Fehlern, mit denen Bewerber sich ins Aus geschossen haben?

Zu meiner Zeit als Führungskraft bei einem großen Filialisten bewarben sich die meisten Kandidaten noch schriftlich. Damals öffnete ich eine an mich adressierte Bewerbung – und fand Unterlagen, die der Kandidat für unseren größten Mitbewerber vorbereitet hatte. Er hatte anscheinend die Umschläge verwechselt. Von mir erhielt er damals eine Absage. Ich gehe stark davon aus, dass er auch bei der Konkurrenz nicht untergekommen ist.

Welche Fettnäpfchen fallen Ihnen sonst noch ein, die Bewerber möglichst umgehen sollten?

Eine Bewerbung an einen falschen Ansprechpartner zu adressieren oder dessen Namen falsch zu schreiben, ist ein Fauxpas. Der sich mit entsprechender Sorgfalt leicht vermeiden lässt. Unprofessionell wirken E-Mails mit Word-Anhängen. Sie können Viren übertragen und wenn Absender und Empfänger nicht die gleiche Programm-Version nutzen, geht eventuell die Formatierung verloren. Bei einer PDF-Datei passiert das nicht. Schief eingescannte oder unlesbare Dokumente, die falsche Reihenfolge oder gar fehlende Seiten, beenden den Bewerbungsprozess meist frühzeitig. Falls Unterlagen noch per Post gesendet werden müssen: Sauber und ordentlich allein reicht nicht. Wenn die Papiere etwa nach Zigarettenrauch riechen, ist der erste Eindruck trotzdem schlecht.

Was macht für Sie eine perfekte Bewerbung aus?

Korrekte Rechtschreibung und Grammatik, sowie ein übersichtliches Format verstehen sich von selbst. Egal ob online, per E-Mail oder Post: Die Unterlagen sollten sorgfältig zusammengestellt sein. Überflüssige Dokumente verwässern das Bewerber-Profil und ein Personalchef ist leicht genervt, wenn er sich über verjährte Ersthelferscheine und alte Praktikumszeugnisse zu relevanten Informationen vorarbeiten muss. Der Lebenslauf sollte übersichtlich gestaltet sein, spezifische Qualifikationen herausgehoben. Individualisierung ist wichtig, es darf nicht der Eindruck entstehen, es handle sich um ein vervielfältigtes Schreiben, in dem nur der Adressat ausgetauscht wurde.

Personalexpertin Simone Stargardt weiß, wie eine gute Bewerbung aussehen sollte.

Kann eine extrem auf ein Unternehmen angepasste Bewerbung zu anbiedernd auf Personaler wirken?

Das schließe ich nicht aus. Umso wichtiger ist es deshalb, dass ein Bewerber authentisch wirkt und zu den Werten des Unternehmens passt. Insgesamt denke ich: Je individueller eine Bewerbung in einem angemessenen Rahmen ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie positiv auffällt.

Worauf sollten Berufsanfänger besonders achten, wenn sie sich bei ihrem Wunscharbeitgeber bewerben?

Wenn es sich um den Wunsch-Arbeitgeber schlechthin handelt: Vielleicht erst ein bis zwei Bewerbungen an andere Firmen senden, die ebenfalls interessant sein könnten. Das gibt Sicherheit. Die allererste Bewerbung ist selten perfekt, Format und Formulierungen sind meist erst bei der zweiten oder dritten feingeschliffen. Ansonsten gilt, sich vorher umfassend über das Unternehmen zu informieren: Welche Werte hat die Firma, welche Sprache verwendet sie auf der Homepage – das sollte ins Motivationsschreiben mit einfließen.

Welche Tipps würden Sie Bewerbern geben, die bislang nur erhielten?

In Reflektion zu gehen und sich Fragen zu stellen, wie: Passen meine Qualifikationen wirklich auf die Stellen, auf die ich mich bewerbe? Es ist ratsam, sich dazu externe Hilfe von Freunden, Bekannten oder einem Coach zu holen. Auch die Form einer Bewerbung kann eine Rolle spielen. Ich kenne beispielsweise einen Amerikaner, der seinen Bewerbungsunterlagen – wie in den USA üblich – viele Referenzen beifügte. Damit konnten Arbeitgeber in Deutschland anscheinend wenig anfangen. Erst als der Bewerber im Lebenslauf mehr auf seine Qualifikationen einging, statt auf die Referenzschreiben zu verweisen, erhielt er Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.

Stichwort Vorstellungsgespräch: Gibt es Fragen, die Kandidaten lieber vermeiden sollten?

Sie sollten es vor allem vermeiden, keine Fragen zu stellen. Selbst wenn im Gespräch schon vieles geklärt wurde, auf „Haben Sie noch Fragen“ bitte nie mit „Nein“ antworten. Ungeeignet als erste Frage ist die nach dem Gehalt – das anzusprechen ist Sache des potentiellen Arbeitgebers. Alles, was sich mit einem Blick auf die Unternehmens-Homepage beantworten lässt, sollte lieber nicht im Vorstellungsgespräch gefragt werden. Wenig klug ist es außerdem, Themen wie Urlaub oder Arbeitszeiten als Erstes anzusprechen. Besser geeignet sind inhaltliche Fragen, etwa zu speziellen Anforderungen oder dem Ablauf der Probezeit.