Unternehmenstheater: Event & Methode

Mit Schauspieltechniken Veränderungsprozesse in Einrichtungen gestalten

Unternehmenstheater hilft, Veränderungsprozesse in der Einrichtung voranzutreiben. (Fotos: rhetoflu)

Generalistische Ausbildung, humanistisches Menschenbild, die neue Demenzstation, betriebliches Gesundheitsmanagement – Immer schneller müssen Einrichtungen auf Veränderungen reagieren. Weil bei so viel rationalem Tempo die Mitarbeiter emotional zurückbleiben, entdecken Heimleiter das Unternehmenstheater, um Veränderungsprozesse im Unternehmen günstig zu beeinflussen.

Kommunikationstrainer Peter Flume weiß: Wer Schauspiel im Unternehmen nur als Event einsetzt, vergibt die Potentiale, die darin stecken. „Neben klassischen Trainings-, Coaching- und Teambildungsmaßnahmen fristet Unternehmenstheater immer noch ein Schattendasein, wenn es darum geht, Veränderungsprozesse auf der sozialen und emotionalen Ebene in Betrieben zu gestalten“, bedauert der Nürtinger Kommunikationstrainer Peter Flume, mehrfacher Buchautor mit Lehrauftrag. Der Erfolg gibt ihm Recht. Mit der Methode des Schauspiels hat er bereits in vielen Unternehmen Veränderungserfolge bei Fusionen oder der Einführung eines Leitbildes erzielt.

Schauspiel als Methode nimmt Mitarbeiter emotional mit

Flume definiert und differenziert vier Varianten von Unternehmenstheater: Bei Inszenierungen mit Profi-Schauspielern handele es sich um Theaterstücke, die speziell für ein Unternehmen geschrieben, inszeniert, geprobt und im passenden Rahmen auf die Bühne gebracht werden. Da dürfen dann auch gerne die Bewohner zuschauen. Bei dieser Form von Unternehmenstheater bleibt der Zuschauer ein Beobachter und setzt sich mit dem Geschehen auf der Bühne und indirekt mit den Veränderungen in seinem Unternehmen auseinander. „Die Szenen auf der Bühne dienen als Metapher für den Unternehmensalltag und werden im Idealfall auch in der vorgesehenen Weise vom Publikum interpretiert, womit sie dann eine handlungsauslösende Wirkung bekommen können“, so Flumes Erfahrung.

Unternehmenstheater berührt Teilnehmer und Bewohner

Rhetoriktrainer Peter Flume entwickelt mit dem Unternehmenstheater Leitbilder in Unternehmen.

Die zweite Variante sei das improvisierte oder teilimprovisierte Unternehmenstheater, wie beispielsweise die Themenorientierte Improvisation. „Der Unterschied zur Inszenierung liegt darin, dass die Zuschauer aktiv am Geschehen auf der Bühne beteiligt werden“, sagt Flume. So können die Zuschauer also auch die Senioren, (Sprech-)Handlungen vorgeben oder durch Zuruf das Geschehen auf der Bühne unmittelbar beeinflussen. Damit wird ein weit höheres Maß an persönlicher Betroffenheit erzielt als bei der reinen Inszenierung.

Mitarbeiter als Schauspieler auf der Bühne

In der dritten Variante agieren nicht mehr die Profis auf der Bühne, sondern die Mitarbeiter des Unternehmens, das den Auftrag erteilt hat. „Beim Mitarbeitertheater bereiten die Betroffenen unter Anleitung eines Theaterregisseurs ein Stück zu den Belangen des eigenen Unternehmens vor und bringen dieses vor ihren Kollegen auf die Bühne“, erklärt Flume den Unterschied. Dabei sei in der Regel nicht der ästhetische Wert der Aufführung, der mitverantwortlich für die Wirkung ist, für eine Veränderung entscheidend, sondern die Authentizität, die von den Mitarbeitern ausgeht. Heikel ist hierbei aber, so der Fachmann, dass die Zuschauer sich nicht durch die schauspielerische Leistung ihrer Kollegen ablenken lassen, sondern den Veränderungsbedarf in den Blick bekommen.

Seminartheater übt Kommunikation mit Bewohnern und Angehörigen

Spielszene (Foto: rhetoflu)

Das Seminartheater stellt in Flumes Systematik die vierte Variante des Unternehmenstheaters dar und hat zum Ziel, dieses klar von Rollenspielen abzugrenzen. In der Regel wird es im Rahmen von Seminaren eingesetzt, wobei professionelle Schauspieler den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich unterschiedliche Varianten ihres Alltags und ihres Kommunikationsverhaltens vorspielen zu lassen. Beispielsweise ein Gespräch mit Angehörigen oder Interessenten. Professionelles Seminartheater erfordert Schauspieler, die neben hoher schauspielerischer und improvisatorischer Kompetenz auch über Trainererfahrung verfügen – eine Kombination, die auf dem deutschsprachigen Markt bisher selten ist.

Theater: Nicht immer nur zur Unterhaltung

Unternehmenstheater unterscheidet sich in all seinen Facetten deshalb von Unterhaltungstheater, weil es jeweils konkret auf ein Unternehmen und dessen Belange zugeschnitten ist, sind sich Flume und Berg einig. Briefings und Proben sind bei beiden Teil der Vereinbarungen zwischen Auftraggeber und Unternehmenstheater-Anbieter. Unternehmenstheater ist ein Instrument zur Erreichung von Unternehmenszielen und ist immer in Verbindung mit den Prozessen im Unternehmen zu planen und durchzuführen.

Beste Beispiele für den Einsatz von Theatertechniken ist die Entwicklung von sinnvollen und rational begründbaren Leitbildern oder die Einführung von Datenbanken zum Wissensmanagement. Gelinge es in dieser Phase die Mitarbeiter am Prozess aktiv zu beteiligen, so führe dies automatisch zu einer Beschleunigung der Veränderungsarbeit. Dazu sei es notwendig, die berechtigten Befürchtungen der Mitarbeiter auf die Bühne zu bringen und sie dann über die Bühne die Veränderung selber mitgestalten zu lassen.