Strumpfanziehhilfe macht Alte autonom

Pensionierter Lehrer aus Schorndorf stößt mit Patent in eine Marktlücke

Klaus-Peter Beer hat eine praktische Strumpfanziehhilfe für Senioren entwickelt.
Hat offenbar eine Marktnische entdeckt: Klaus-Peter Beer, der mit der Strumpfanziehhilfe „Hand und Fuss“ sogar schon im Fernsehen war. FOTO: FROMM

Eine Holzplatte, ein Metallbügel und weitere Komponenten machen die Strumpfanziehhilfe „Hand und Fuss“ mit einfachen Mitteln zu einem unentbehrlichen Helfer für Menschen, die sich nicht mehr bücken oder die Arme bewegen können. Ein 70-Jähriger hat das Hilfsmittel entwickelt.

Bis zu 500.000 Euro seien ihm für seine marktreife und patentierte Geschäftsidee bereits geboten worden, sagt Klaus-Peter Beer. Drei Jahre lang hat der mittlerweile 70-Jährige an seinem Produkt gewerkelt. Auslöser war ein Fahrradsturz des pensionierten Sportlehrers, der ihn 2013 massiv handicapte.

Aus der Not geboren

„Wenigstens die Socken wollte ich ohne fremde Hilfe anziehen können“, rekapituliert Beer seine Unternehmergeschichte. Als in der DDR ausgebildeter Formenbauer, verstand sich der gebürtige Thüringer aus Bad Langensalza auf den Umgang mit Metall. So formte er Bügel und Halterung, die den Socken so aufnehmen, dass der Betroffene nur mit dem Fuß hineinschlüpfen und diesen durch die Halterung ziehen muss.

Simple, aber effektive Technik

Durch den Mechanismus stülpt sich die Socke, die ein Angehöriger oder eine Pflegekraft etwa am Vorabend auf den Bügel ziehen kann, über den Fuß. Damit ist der Gehandicapte zeitlich unabhängig von einem Helfer. Unermüdlich tüftelte Beer an Design und Funktionalität seiner Strumpfanziehhilfe, bis diese im Frühjahr eine patentierbare Serienreife hatte.

Schnelle Lieferung, auch als Unikat

Mittlerweile hat der Senior, der sein Business in einem Schorndorfer Firmenareal betreibt, drei Zulieferer, die die Komponenten fertigen. Montage und Versand in eigens gestanzten und bedruckten Kartons erfolgen bereits mit einer ersten Mitarbeiterin. Via Internetshop hat Beer bereits 1000 seiner Anziehhilfen verkauft, die er in mehreren Designs über seine Firma PBinnova vertreibt und sogar Unikate in Über- oder Kindergröße auf Anfrage binnen Tagen geliefert.

„Hand und Fuß“ geht um die Welt

Aktuell verhandelt Beer mit Interessenten, die den Exklusivvertrieb für England machen wollen. Frankreich ist schon vergeben. Bestellungen kommen auch aus der arabischen Welt, denn in Fachkreisen verbreitet sich die Nachricht von Beers Innovation wie ein Lauffeuer. Um auch Kliniken als Abnehmer zu gewinnen, hat er das Produkt um eine Wandhalterung ergänzt, so dass die Sockenhilfe ungenutzt nicht im Weg herumsteht.

Der Strumpfanziehhilfe als schlaue Investition

Sobald sie als medizinisches Hilfsmittel gelistet ist, kann sie über die Krankenkasse abgerechnet werden. In der ambulanten Pflege, so Beer, rechne sich die Investition binnen zweier Monate. Wie es mit der nun expandierenden Firma weitergeht, will Beer bis Herbst klären. Deren Umzug auf größere Flächen innerhalb Schorndorfs ist bereits entschieden.

Medienhype um die Strumpfanziehhilfe

Kaufinteressenten wurden bereits einige vorstellig, nachdem der MDR zu Jahresbeginn über eine Präsentation vor Ärzten in Brandenburg berichtet hatte. Der TV-Beitrag löste einen Medienhype aus, der nun die Nachfrage befeuert, ohne dass Kosten für Marketing anfielen.