Schlechte Chefs richten großen Schaden an

Personalberater Knoblauch beschreibt die sieben Kardinalfehler von Chefs

Durch falsches Verhalten verlieren Chefs gute Mitarbeiter.
Gute Arbeitskräfte kündigen, wenn der Chef keine guten Bedingungen bietet und das Personal seine Fähigkeiten nicht nutzen kann.

 

Schlechte Mitarbeiter schaden einem Pflegedienst. Doch schlechte Chefs richten den größeren Schaden an. Besonders fatal: Die guten Mitarbeiter verlassen derartige Chefs und suchen sich einen passenderen Arbeitsplatz, an dem ihre Fähigkeiten wertgeschätzt werden und sie ihr Engagement ausleben können. Mit dem Unternehmen kann es dann nur noch bergab gehen. Die Cheffalle ist zugeschnappt, schreibt Jörg Knoblauch in seinem Buch „Die Chef-Falle“. Raus kommen nur Inhaber und Geschäftsführer, die eine ehrliche Bestandsaufnahme machen, sich etwa von ihren Mitarbeiter beurteilen lassen. Ihren Führungsanspruch verdienen sie sich dadurch neu, dass sie am Unternehmen arbeiten,. Die sieben Kardinalfehler:

  1. So macht man das

    Vor allem Chefs, die ihre Dienst selbst aufgebaut haben oder selbst als Pfleger gearbeitet, erwarten, dass Mitarbeiter ihre Arbeit exakt so erledigen, wie sie es selbst tun würden. Schließlich kennen sie die Tätigkeiten von der Pike auf. Doch damit nehmen sie ihren Angestellten jegliche Freiheit und Initiative. Vielleicht funktioniert das bei sieben Mitarbeitern. Aber nicht bei 30 oder gar 100. Auße

    Jörg Knoblauch
    Jörg Knoblauch weist auf die sieben Kardinalfehler hin, die jeder Chef vermeiden sollte.

    rdem verzetteln sie sich in Kleinigkeiten. Chefs müssen sich auf Führungsaufgaben und Personal konzentrieren, fordert der schwäbische Unternehmer-Berater.

  2. Ich habe doch alles erreicht

    Chefs haben es geschafft: Sie sind ganz oben gelandet. Weiterbildung? Das ist etwas für die Mitarbeiter. Aber nicht zu oft, so deren irrige Auffassung, das kostet unnötig und bringt doch nichts. Doch: Wenn sich der Chef auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht, tun es seine Mitarbeiter auch. Wer nicht weiter lernt, bleibt stehen und wird überholt. Regelmäßige Impulse durch Seminare, Vorträge oder Bücher sind unabdingbar.

  3. So ist halt der Markt

    In der Pflege wie in allen Branchen werden der Wettkampf härter und die Gewinnmargen dünner. Deshalb sind Mitarbeiter – selbst Betriebsräte – in den vergangenen Jahren kompromissbereiter, wenn es um das Gehalt geht. Doch wer eine produktive Arbeitsatmosphäre und eine professionelle Dienstleistung entwickeln will, muss faire Löhne zahlen. Das gilt von der Putzfrau bis zur Pflegedienstleitung. Das ist eine Frage des Anstands und der betriebswirtschaftlichen Vernunft, sagt der bekennende Christ.

  4. Den mach ich rund

    Vielleicht weil sie Chef sind und ahnen, dass sie ihr Geschäft nicht mehr im Griff haben, beschimpfen und beleidigen manche ihre Angestellten in unschöner Regelmäßigkeit. Überlastet, weil sie meinen, sie müssten sich um alles kümmern, scheinen sie nur noch von Unfähigen umgeben. Doch: Wer eine Führungskraft sein will, darf seinen Frust niemals an seinen Mitarbeitern auslassen. Chefs müssen ihre Mitarbeiter respektieren und wertschätzen.

  5. Alles ist so groß geworden

    Manchen Chefs wächst der Erfolg über den Kopf, weiß Berater Knoblauch. Der Pflegedienst oder das Seniorenheim ist zu schnell und zu stark gewachsen. Mit dem Ergebnis, dass das Geschäft für den Chef, mit seinen bisher entwickelten Fähigkeiten zu komplex geworden ist. Sie sind praktisch ein Mal zu oft „befördert“ worden. Statt sich weiter zu überschätzen und auf Teufel komm‘ raus ihre Rolle beizubehalten, ist es ehrlicher, einen Geschäftsführer einzustellen, der das Unternehmen besser leiten kann.

  6. Das haben wir immer so gemacht

    Ein autoritärer Führungsstil, gepaart mit Entscheidungsschwäche ist eine gute Möglichkeit sein bisher erfolgreiches Unternehmen mittelfristig in die Insolvenz zu treiben. Chefs, die stur an ihrem alten Konzept festhalten und unfähig sind, bessere Entscheidungen zu treffen, stehen bald vor den Trümmern ihrer Arbeit. Märkte und Gesetzgebung ändern sich, Geschäftsmodelle müssen sich weiterentwickeln. Deshalb müssen Chefs Impulse setzen und sie konsequent verfolgen.

  7. Probieren wir doch mal was anderes

    Das andere Extrem – hektische Schnellentscheider – funktioniert auch nicht. Wer Prioritäten schneller wechselt, als es Mitarbeiter nachvollziehen können, sorgt für Verwirrung: Was gilt jetzt, fragen die, und legen die Hände in den Schoß, bis sich der Unternehmensnebel gelichtet hat. Doch das wird er nicht, wenn immer wieder eine neue Marschrichtung befohlen wird. Der Chef verliert seine Glaubwürdigkeit und die guten Mitarbeiter gehen. Chefs dürfen nicht allein aus dem Bauch heraus entscheiden, sondern Informationen sammeln, Meinungen ihre Mitarbeiter einholen und eine verlässliche Strategie entwickeln.


Jens Gieseler ist Kommunikationsberater, Journalist und Heilpraktiker für Psychotherapie. In den letzten beiden Lebensjahren war sein Vater pflegebedürftig. Deshalb hat er sich mit der Pflegebürokratie herumschlagen müssen und viel Sensibilität für das Altern und Sterben entwickelt. Erkenntnis: Beziehungen werden immer wichtiger.