Pflege allein zu Haus: Hilfsmittel

Der lange Weg zu manchen Hilfsmitteln

Bis zum Rollator ist es ein langer Weg: Die Suche nach dem richtigen Hilfsmittel gestaltet sich für Pflegende Angehörige oft anstrengend und nervenaufreibend

Ein langer Weg liegt vor Pflegenden Angehörigen, bevor sie überschauen, was der Hilfsmittel-Markt alles bietet. Von Lagerungshilfen über Aufstehhilfen, bis hin zu Mobilisationshilfen gibt es so einiges, was das Leben erleichtert. Doch Pflegende Angehörige müssen oft kämpfen, um Hilfsmittel bewilligt zu bekommen.

Sicher, es gibt offizielle Beratungen. Zum Beispiel von Krankenkassen oder Sanitätshäusern. Da kommt sogar jemand ins Haus und schaut, welches Hilfsmittel den Pflegebedürftigen unterstützen könnte. Helfen solche Beratungen? Mir und meinem Mann nur minimal. Erst im Austausch mit anderen Angehörigen habe ich Stück für Stück von verschiedenen Hilfsmitteln und einem Hilfsmittelkatalog erfahren. Traurig, aber Realität. Natürlich ändern sich auch die Bedürfnisse im Laufe der Zeit.

Pflegende Angehörige kämpfen mit Krankenkassen

Gleich vorweg möchte ich betonen, dass wir mit unserer Krankenkasse bisher wirklich Glück haben. Ich lese in den Facebook-Gruppen oft von anderen Fällen. Da kämpfen Pflegende Angehörige um ihre Rechte, obwohl eigentlich schon gar keine Kraft mehr vorhanden ist. Nachfassen muss ich bei unserer Krankenkasse auch ab und zu, aber: Wenn ich ein Anliegen habe, nimmt mich unsere Kasse ernst. Die guten Hilfestellungen überwiegen.

Mich persönlich ärgert, wie einige Sanitätshäuser mit uns als Kunden umgehen. Mit Patienten, die Hilfe benötigen!

Dass was jetzt kommt, ist wirklich passiert:

Endlich hatte ich durch Austausch und Internetrecherche ein Hilfsmittel zur Mobilität gefunden, das meinen Mann unterstützen kann und ein Rezept in der Hand. Um Probleme zu vermeiden, rief ich direkt den Hersteller an. Und fragte, mit welchem Sanitätshaus sie bei mir in der Nähe zusammenarbeiten würden.

Ich kontaktierte dieses Sanitätshaus. Im ersten Telefonat klang alles gut. Ich scannte das Rezept ein und sendete es hin. Mit Bitte um Eingangsbestätigung. Keine Rückmeldung. Am nächsten Tag fragte ich freundlich nach. Die Mitarbeiterin erklärte mir, ihre zuständige Kollegin sei nicht da. Bitte einen Tag später anrufen.

Okay, am nächsten Tag erneut nachgefragt: Ja, das Rezept sei angekommen. Na, immerhin. Warum keine Rückmeldung erfolgt sei, konnte sie mir leider nicht sagen. Eine Entschuldigung gab es nicht. Der für dieses Hilfsmittel zuständige Sachbearbeiter sei allerdings schon im Wochenende. Er würde sich aber auf jeden Fall nächste Woche bei mir melden.
Erste Zweifel kamen auf, immerhin kannte ich dieses Sanitätshaus bisher nicht. Es wurde aber vom Hersteller empfohlen. Was konnte also schiefgehen?

Eine Woche später

Knapp eine Woche verging, ohne eine Rückmeldung. Wieder griff ich zum Telefonhörer. Es wurde mir zugesagt, dass der Sachbearbeiter sich noch am gleichen Tag melden würde. Hatte die Dame bemerkt, dass ich anfing, leicht verschnupft zu sein? Keine Ahnung, aber tatsächlich: das Telefon klingelte. Ein Mitarbeiter entschuldigte sich, er hätte viel zu tun gehabt. Was mir bzw. uns denn vorschweben würde? Nicht, dass ich nicht schon alles weitergegeben hatte. Ich gab die gesamten Daten zum gewünschten Hilfsmittel erneut telefonisch durch.

Zwei Wochen später

Nach ungefähr vierzehn Tagen fragte ich bei unserer Krankenkasse nach, ob das Rezept dort angekommen sei. Ich wollte mir den Weg über das Sanitätshaus ersparen. Nicht die mir bekannte Ausrede hören:

„Das Rezept liegt schon lange bei Ihrer Krankenkasse vor.“

Richtige Entscheidung, denn dort war noch nichts angekommen. Einige Sanitätshäuser sind online mit Krankenkassen verbunden. Dieses hier war es, wie mir gesagt wurde. Es konnte also ohne viel Sucherei nachvollzogen werden, ob das Sanitätshaus schon aktiv war, oder nicht. Einen Online-Auftrag gab es nicht. Mit unserer Krankenkasse war ich mir schnell einig: Das ist kein Zustand! Die nette Sachbearbeiterin kümmerte sich. Ich schickte ihr das Rezept ebenfalls per E-Mail zu.

Auftrag entzogen!

Direkt danach schickte ich eine Mail an das Sanitätshaus. Ich teilte mit, dass der Auftrag mit sofortiger Wirkung entzogen würde, da sie offensichtlich noch überhaupt nichts unternommen hätten. Nicht mal einen Online-Auftrag erstellt. Kopie ging an die Krankenkasse.

Servicewüste Sanitätshaus

Der zuständige Sachbearbeiter vom Sanitätshaus rief ungefähr eine Stunde später bei mir an. Er sicherte zu, den Auftrag sofort fertig zu machen. Warum sich niemand gemeldet hätte, konnte er mir nicht erklären. Stattdessen wollte er erneut alle Daten aufnehmen. Entschuldigt hat er sich nicht.
Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte ich gelacht. Das habe ich ihm auch gesagt.
Das Hilfsmittel haben wir inzwischen. Aber von einem anderen Sanitätshaus. Dort hat das ganze Prozedere ohne Probleme geklappt.

Dies ist leider kein Einzelfall. Über unsere Erfahrungen mit Sanitätshäusern könnte ich noch einiges schreiben, aber das kommt ein andermal.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, Sie werden mit solchen Problemen nicht allein gelassen.

Viele Grüße

Ihre Wiebke Worm

Meine Fragen an Sie heute

Kennen Sie solche unnötigen Zeitverzögerungen ebenfalls? Wenn ja, wie gehen Sie vor?

Über Wiebke Worm

Wiebke Worm schreibt die Pflegebibel-Kolumne Pflege allein zu Haus. Die Buchautorin, Illustratorin und Fotografin pflegt ihren MS-kranken Mann. Gemeinsam mit Betroffenen und anderen pflegenden Angehörigen hat die ehemalige Crew-Managerin den Sammelband Wir bauen eine Brücke herausgegeben. Über ihre Facebook-Seite Wir pflegen unsere Lieben betreut sie die Aktion Herzensangelegenheiten, die Aufmerksamkeit für die Lebensumstände pflegender Angehöriger schaffen soll. Bei uns schreibt die Autorin über ihren Pflegealltag und gibt nützliche Tipps für pflegende Angehörige und Betroffene.