IT- Gedächtnis für Menschen mit Demenz

Biographisches Gedächtnis soll Verhaltensmuster von dementiell Veränderten festhalten

Das IT-Gedächtnis "Perlen" soll die individuelle Pflege fördern
IT- Technik zeichnet Verhaltensmuster von dementiell Veränderten auf und sorgt für individuelle Betreuungsmöglichkeiten (Foto: ID 60752686 © Ian Allenden Dreamstime.com)

Das IT-Projekt „Perlen“ greift Menschen mit Demenz unter die Arme. Laut deutscher Alzheimer Gesellschaft sind in Deutschland 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Und die Zahl steigt stetig. Das Verbund-Projekt hat den Anspruch,  Angehörige, Pflegekräfte und demenziell Betroffene zu entlasten.

Individuelle Pflege durch IT- Technik

Ist die Demenz fortgeschritten, können Betroffene meist keine Angaben mehr zu ihrer Person machen. Mit IT-Technik wie Smartphones oder Sensoren können jedoch biografische Informationen, Vorlieben und Gewohnheiten erfasst und Pflegekräften oder Angehörigen bereitgestellt werden. Eine solche Dokumentation verbessert den Informationsaustausch und ermöglicht dadurch individuelle Pflege.

Ein Beispiel: Liebt eine demenziell Erkrankte Klassik, so lässt man diese Musik im Radio laufen statt Schlagern. Oder hat ein Mann Schmerzen am rechten Schulterblatt, die von Schussverletzungen aus dem Zweiten Weltkrieg herrühren, klopft man ihm nicht auf diese Stelle bei der Kontaktaufnahme. „Solches Wissen führt entsprechend zu mehr Freude und Wohlbefinden“, begründen die Konsortialpartner ihre Anwendungen.

Das Projekt „Perlen“

Seit Juli 2015 sammeln die Partner im dreijährigen IT-Projekt „Perlen“ Informationen und Anwendungen für ihr digitales Gedächtnis. Im November 2016 wurden die entwickelten Module und Prototypen einem medizinischen Expertenkreis vorgestellt. „Ziel des Projektes ist es, eine Wissensbasis zu bilden, auf die aufgebaut werden kann, wenn der Demente sich selbst nicht mehr mitteilen kann“, sagt Martin Pietzonka. Der Projekt- und Innovationsmanager von Connected Living will damit das individuelle Wissen über Personen standardisieren und „ohne großen Aufwand für viele Kontaktpersonen verfügbar halten.“

Ein weiterer Vorteil ist der bessere Informationsaustausch zwischen ambulanter und stationärer Pflege. Diesen strukturiert und vereinfacht das Projekt. Die Daten werden über verschiedene Geräte gesammelt. Diese dokumentieren etwa die Bewegungen des Patienten oder erfassen den Schlafrhythmus. Auch kann eine biografische Sammlung angelegt werden bestehend aus Fotos, Videos, Audio Files oder Texten besteht.

Digitaler Gesundheitszustand

Menschen mit Demenz leiden häufig auch an einem Diabetes mellitus Typ II. Das digitale Gedächtnis kann deshalb mit einem Medikamenten-Tagebuch verknüpft werden, das deren Einnahme protokolliert und optimiert. So können Eigen- und Fremdmedikation besser abgeglichen werden. Wurde beispielsweise eine Insulineingabe vergessen, kann das digitale Gedächtnis Alarm geben. Auch können erfasste Werte digital an einen zuständigen Arzt geschickt werden, der diese in Echtzeit auswertet und zum Beispiel die Dosierung neu einstellt.



Hendrik Stüwe (Jahrgang 1991) Ist Pflegebibel Redakteur, gelernter Industriekaufmann, Fotograf und Journalist. Gesundheits- und Management-Themen sowie aktuelle Ereignisse aus der Pflege sind seine Spezialgebiete. Damit ist der ehemalige Fitnesscoach auch in anerkannten Arzt-, Physio- und Fitness-Magazinen unterwegs.