Ich pflege: Lars Winkelbach (45)

„Konflikte löse ich auf die direkte Art
Name:
Lars Winkelbach
Alter: 45
Ort: Goldbach
Beruf: Altenpfleger
Pflegeumfeld: Altenpflege
Pflegt seit: 1992

Du bist gelernter Energieelektroniker. Wie hat es dich in die Pflege verschlagen?

Ich habe meinen Zivildienst in der Pflege absolviert. Und gemerkt: Das ist voll mein Ding. Auf dem Bau wurde damals viel Alkohol getrunken. Mir ist es passiert, dass ich ausgelacht wurde, weil ich morgens kein Bier mittrinken wollte.

Was hat dir an der Pflege denn so gefallen?

Ich mag die Arbeitsatmosphäre und den engen Kontakt zu den Menschen. Was mich damals sehr berührt hat, war, dass ich von Bewohnern und Kollegen durchweg positive Rückmeldungen bekommen habe. Bisher war ich ja nur den rauen Umgangston auf der Baustelle gewöhnt. Als mir die Einrichtungsleitung die Ausbildungsstelle angeboten hat, habe ich direkt zugesagt.

Wie haben deine Freunden und deine Familie reagiert?

Sehr positiv. Meistens bekomme ich die übliche Aussage zu hören: „Gut, dass du das machst. Ich könnte das nicht“. Viele haben ein Problem mit Ausscheidungen oder Intimpflege. Aber dieses Ekelgefühl war bei mir nie stark ausgeprägt.

Männer sind immer noch stark in der Unterzahl in der Pflege. Hat sich in den letzten Jahrzehnten etwas geändert?

Die Zivildienstleistenden fehlen. Die haben uns Fachkräfte entlastet und waren meistens locker drauf. Ihre Jugendlichkeit und Naivität haben viel Leichtigkeit in die Arbeit und auf die Station gebracht. Insgesamt lernen so weniger Männer die Pflege als mögliches Berufsfeld kennen. Das finde ich schade.

Wie kommst du mit dem Geschlechterverhältnis in deiner Einrichtung klar?

Ich bin der einzige Mann auf dem Wohnbereich. Das fällt mir besonders in Konfliktsituationen auf. Meine direkte Art mag nicht jeder. Bei Unstimmigkeiten suche ich das Gespräch unter vier Augen. Vielleicht trete ich in solchen Unterhaltungen manchmal einfach zu forsch auf.

Spielt das Geschlecht in der Pflege eine Rolle?

Auf jeden Fall. Manche weibliche Bewohnerinnen schämen sich, von einem Mann gewaschen zu werden. Das muss dann eine Kollegin übernehmen. Andere Bewohnerinnen hingegen werden gerne von mir gewaschen. Ich versuche besonders achtsam zu sein.

Und die Herren?

Die freuen sich, dass sie mit mir über Fußball quatschen können. Letztens meinte ein Bewohner zu mir: „Du bist ein richtig guter Kumpel“. So viel Nähe ist einfach schön. Gerade für die männlichen Bewohner, die ja auch in der Minderheit sind.