Dating in der Pflege: Pflege-Singles auf Facebook

Im größten sozialen Netzwerk finden Pflegekräfte passende Partner

Ständig wechselnde Arbeitszeiten und jede Menge Überstunden, da bleibt kaum Zeit für’s Dating: Pflegekräfte versuchen daher im Netz passende Partner zu finden. (Bild: Fotolia)

Nachtschichten, Überstunden, häufiges Einspringen: Vielen Pflegekräften fällt es im Alltag schwer, Partner kennenzulernen, die auf Dauer die unregelmäßigen Arbeitszeiten akzeptieren. Die Alternative lautet Online-Dating. Benjamin Pflöger gründete daher auf Facebook eine Community, in der Pflegekräfte andere Pflegende kennenlernen können.

Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Gruppe für Pflege-Singles zu gründen?

Ganz spontan. Jetzt gibt es zwar auf Facebook bereits unzählige Single-Gruppen, aber noch keine speziell für Pflegende. Da habe ich einfach eine gegründet. Vielen Pflegekräften fällt es im Alltag schwer, Partner kennenzulernen, die auf Dauer die unregelmäßigen Arbeitszeiten akzeptieren. Normale Dating-Apps helfen da nicht weiter.

Die Beziehungen scheitern am Job?

Na klar. Die Schicksale von Bewohnern und Patienten berühren. Nach der Arbeit abzuschalten ist schwierig bis unmöglich. Beruf und Freizeit sauber zu trennen funktioniert also für die Meisten nicht. Somit bleiben Pflegende trotz Feierabend im Kopf auf der Station oder dem Wohnbereich hängen. Wenn Partner dafür kein Verständnis haben, leben Paare irgendwann aneinander vorbei.

Sind Beziehungen unter Pflegenden erfolgreicher?

Da gehen die Meinungen auseinander. Partner, die ebenfalls aus der Pflege kommen, sind oft verständnisvoller. Sie sind die unregelmäßigen Arbeitszeiten gewöhnt und es ist einfacher, mit ihnen über den Arbeitsalltag zu reden. Sie kennen ja die Situation in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Dementsprechend wissen sie, wie wichtig und befreiend es ist, über belastende Ereignisse zu sprechen. Wenn ein geliebter Bewohner stirbt oder man alleine die Nachtschicht arbeiten muss und sich hilflos und überfordert fühlt.

Was spricht dagegen?

Pflege kostet viel Zeit und Energie. Üben beide Partner diesen stressigen Beruf aus, fehlt oft einfach die Zeit füreinander oder es gibt kein anderes Gesprächsthema neben der Arbeit.

Ist die Gruppe nur für Heteros? Oder werden auch gleichgeschlechtliche Partner gesucht?

Jeder ist herzlich willkommen, egal ob hetero, homo oder bi. Am Ende ist es schließlich egal, in wen man sich verliebt. Das Herz sollte den Weg vorgeben.

Finden die Mitglieder denn passende Partner in der Gruppe?

Immer wieder schreiben Gruppenmitglieder in die Gruppe, dass sie jemanden gefunden haben und bedanken sich für die tolle Gruppe.

Benjamin Pflöger ist Gründer der Pflegegruppe Pflegesingles (Foto: Privat)

Hast du selber schon mal jemanden über die Gruppe gefunden?

Ich würde lügen, wenn ich „Nein“ sagen würde.

Was ist das Geheimrezept? Wie lerne ich jemanden aus der Gruppe kennen.

Flirt-Tipps zu geben, fällt mir immer schwer. Ab und an erhalte ich private Nachrichten von Mitgliedern, die eine Hilfestellung erfragen. Sie wollen wissen, wie sie einen Beitrag erstellen, der möglichst hohe Resonanz erzielt. Oder sie sind sehr schüchtern und wissen nicht, wie sie das andere Geschlecht privat anschreiben sollen. Ich finde, online wie offline gilt: Bleib bei dir selbst. Erfinde keine Geschichten. Sei natürlich! Und gib deinem Gegenüber Zeit, dich kennenzulernen.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Gruppe?

Am meisten wünsche ich mir, dass die Gruppe ein Ort bleibt, wo man sich locker unterhalten kann. Wo nicht zwanghaft ein Partner gefunden werden muss. In unserer schnelllebigen Welt verlieren wir die Liebe aus den Augen. Es wäre toll, wenn die Gruppe dazu beitragen würde, dass Zwischenmenschlichkeit wieder mehr in den Vordergrund rückt und Pflegekräfte über diesen Weg Kontakte knüpfen, Freunde und im besten Fall Liebe finden.