Hitzewelle: Trinken nicht vergessen

So helfen Sie Pflegebedürftigen, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen

Ältere sollten bei Hitze ausreichend trinken. Etwa 1,5 Liter am Tag sind sinnvoll. Tee und Saftschorlen sind Alternative zu Wasser (Foto: Fotolia)

Senioren vergessen schnell einmal das Trinken. Denn Ältere haben ein vermindertes Durstempfinden. Wer pflegt, sollte seine Schützlinge also regelmäßig daran erinnern, ausreichend zu trinken. Drei Experten erläutern, wie Pflegende in der Sommerhitze Austrocknung vermeiden.

Hitze belastet den Körper

Die andauernde Hitzeperiode ist Schwerstarbeit für den menschlichen Körper. Wer die hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad unbeschadet überstehen will, sollte ausreichend trinken, sowie Sonne und körperliche Anstrengung meiden. Für Pflegebedürftige ist es schwierig, sich an diese Ratschläge zu halten. Pfleger und Angehörige erkennen Dehydrierung durch trockene Schleimhäute, sinkendes Körpergewicht und trockene Haut.

Demente trinken gerne „Buntes“

Sowohl im Pflegeheim als auch in der häuslichen Pflege haben Pflegende damit zu kämpfen, den Betroffenen ausreichend Getränk zuzuführen. Denn das natürliche Durstgefühl ist bei Älteren oft gehemmt. „Wenn etwas Geschmack dabei ist, fällt den meisten das Trinken leichter“, sagt Irene Feucht. Sie arbeitet als Ernährungs- und Diabetesberaterin im Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Stuttgart. Die studierte Ökotrophologin weiß auch, dass Altersverwirrte und Demente besonders gerne „bunte“ Getränke zu sich nehmen. „Da hilft es, einen Schluck Kirschsaft unter das Wasser zu mischen oder zu Früchtetee zu greifen“, weiß Feucht.

Sinnvoll ist es aber vor allen Dingen, die durchs Schwitzen verloren gegangenen Elektrolyte durch Mineralwasser zu ersetzen. Das empfiehlt Rainer Meierhenrich, leitender ärztlicher Direktor am Diakonie-Klinikum Stuttgart. Eine allgemeine Regel, wieviel am Tag getrunken werden sollte, möchte er nicht aussprechen. „Patienten sind mit ihren Bedürfnissen und Erkrankungen sehr individuell.“

Trinkprotokoll hilft, Flüssigkeit zu dokumentieren

Pflegekräften oder Angehörigen empfiehlt Expertin Feucht, mit einem Trinkprotokoll zu arbeiten. „Hier wird genau dokumentiert, wann wie viel getrunken oder eingegeben wurde“, sagt die Krankenhaus-Mitarbeiterin. Bei Menschen mit Katheter kann auch die ausgeschiedene Menge überprüft werden. Die AOK bietet eine kostenlose Trinkprotokoll-Vorlage zum Download. Im Stuttgarter Diak kontrolliert man die vom Körper aufgenommene Menge Flüssigkeit beim Patienten durch wiegen. „Wer ausgetrocknet ist, wiegt ein bis zwei Kilo weniger“, erläutert Meierhenrich.

Zu Hause klappt ausreichend Trinken aber nicht immer. So werden an heißen Tagen 15 und mehr Personen mit hitzebedingten Schwierigkeiten in die Notaufnahme des Klinikum Stuttgart eingeliefert. Ursache sind Kreislaufzusammenbrüche, die zu Stürzen oder Bewusstlosigkeit führen. Und auch im Diakonie-Klinikum kommen bei dieser Hitze vermehrt Patienten mit Dehydrierung in die Notaufnahme, so Chefarzt Meierhenrich. Auch das Deutsche Rote Kreuz hat an heißen Tagen mehr zu tun. Steigen die Temperaturen, fahren die Notärzte des DRK 80 Prozent mehr Einsätze als an durchschnittlichen Tagen.

Auf jeweilige Erkrankungen achten

Bei Menschen mit Vorerkrankungen ist es wichtig, dass auf die jeweiligen Bedürfnisse geachtet wird. Diabetiker sollten beispielsweise keine Limonaden oder andere sehr zuckerhaltige Flüssigkeiten zu sich nehmen. Denn die in den Getränken enthaltene Glukose lässt den Blutzuckerspiegel steigen und zieht gleichzeitig weiteres Wasser aus dem Körper. „Hier kann man mit Zuckeraustauschsstoffen arbeiten oder dünne Schorlen anbieten“, weiß Feucht. Schwierig wird es bei Herz- oder Nierenkranken mit ärztlicher Trinkbeschränkung. Auch hier sei es sinnvoll, die Trinkmenge zu dokumentieren, um die erlaubte Menge nicht zu überschreiten. „Trinkbeschränkungen halte ich nicht immer für sinnvoll. Gerade bei Hitze sollte diese unbedingt angepasst werden“, schränkt Meierhenrich ein. Selten komme es vor, dass Patienten wirklich zu viel trinken.

Ausreichend, aber nicht zu viel

Zwar ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, aber man sollte es auch nicht übertreiben. Denn Menschen, die viel im Bett liegen, brauchen nicht so viel Flüssigkeit, wie Junge und Gesunde. „Auch die Nahrung liefert wertvolle Flüssigkeit. Über Suppen oder Kaltspeisen mit Obst kann man einiges auffangen“, weiß die Ernährungsexpertin.

Einen Leitfaden „Trinken im Alter“ mit einer Vorlage für ein Trinkprotokoll finden Sie hier.